Osteoporose des Mannes

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Die Osteoporose des Mannes ist zwar nicht so häufig wie bei der Frau, jedoch deutlich häufiger als bis noch vor kurzem angenommen. Die Ursachen und Folgen sind prinzipiell nicht viel anders wie bei der Frau, jedoch spielt die sekundäre Osteoporose (also die Osteoporose als Folge einer anderen Grunderkrankung) beim Mann eine wesentlich größere Rolle und ist in fast 50 % der Fälle für die Ausbildung einer Osteoporose verantwortlich.

Die häufigste Form der sekundären Osteoporose beim Mann ist der sog. Hypogonadismus, also der Mangel an dem männlichen Sexualhormon Testosteron. Grundsätzlich stehen zur Behandlung der Osteoporose beim Mann die gleichen Medikamente wie bei der Frau zur Verfügung, wobei aber die Wirksamkeit dieser Präparate bei Männern erst in wenigen klinischen Studien und meist nur an deutlich kleineren Patientengruppen untersucht ist.

Die hauptsächlichen Folgen sind ebenfalls dieselben, nämlich die osteoporotischen Knochenbrüche, wobei auch hier der Wirbelbruch und der Oberschenkelhalsbruch die folgenschwersten sind. Der Unterarmbruch (Radiusfraktur) spielt beim Mann eine geringere Rolle und tritt hier viel häufiger bereits in jungen Jahren (Jugendzeit und junges Erwachsenenalter) auf – wahrscheinlich weil junge Männer und Heranwachsende „wilder“ sind und gerne gefährlichere Sportarten betreiben als Mädchen oder junge Frauen.

Die Häufigkeitsgipfel der Wirbelbrüche und des Oberschenkelhalsbruch treten dagegen beim Mann später auf als bei der Frau, wie nachfolgende Graphik verdeutlicht.

 

Dass sowohl der Wirbelbruch als auch der Oberschenkelhalsbruch beim Mann insgesamt seltener sind und später auftreten, dürfte in erster Linie durch die unterschiedliche Knochengeometrie bedingt sein. So weisen z.B. die Wirbelkörper beim Mann in der Regel einen größeren Querschnitt auf, als bei der Frau. Dadurch bleibt aber der Wirbelkörper höher beanspruchbar und bricht in der Regel weniger leicht ein.

Ein weiterer Grund dürften die beim Mann stärker ausgeprägten sog. Spondylophytenbildungen mit zunehmenden Alter an der Wirbelsäule sein. Darunter versteht man eine Art Ausstülpung oder Randzackenbildung (auch „Rabenschnabelfortsätze“ genannt) an den Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper. Diese sind u.a. Folge einer Abstützungsreaktion, um beispielsweise Schmerzen nach Bandscheibenschäden zu vermeiden, wenn die Höhe der Bandscheiben infolge degenerativer Veränderungen (Abnützungen) abnimmt. Die beiden Abbildungen zeigen solche Spondylophyten an einem noch weitgehend normalen (links) und einem schon beginnend osteoporotischen (rechts) Wirbelkörper (Pfeile).

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Vor allem beim rechten Wirbelkörper (der eine schon zunehmende Reduzierung der horizontalen und vertikalen Knochenbälkchen aufweist) ist die deutliche Verbreiterung besonders der Grundplatte (gelbe Pfeile) zu erkennen. Diese Spondylophytenbildungen sind auch einer der Gründe, weswegen bei Knochendichtemessungen mit der DXA-Methode (dem sog. Goldstandard) beim älteren Menschen vor allem an der Wirbelsäule häufig zu hohe (falsche) Dichtewerte gemessen werden!

Nicht selten sind neue derartige Spondylophytenbildungen, die natürlich auch während und unabhängig von einer Osteoporosetherapie auftreten können, auch der Grund dafür, dass bei einer erneuten Knochendichtemessung zur Behandlungskontrolle höhere Dichtewerte als zu Behandlungsbeginn gemessen werden, was dann nicht selten als positiver „Behandlungseffekt“ interpretiert wird.