Medikamente
· Abbaubremsende Medikamente (Antiresorptiva)
Östrogene, Progesteron (weibliche Hormone):
- Hormonersatztherapie
- Wirkmechanismus
- Effekte auf den Knochen
- Welche Östrogene gibt es?
- Nebenwirkungen und Einnahmevorschriften
Für die Knochengesundheit sind vor allem weibliche Hormone, insbesondere Östrogene, entscheidend. Das Hormon Östradiol schützt vor Knochenabbau und hilft, den Mineralgehalt der Knochen zu erhalten. Bei einer Hormonersatztherapie (HRT) werden Östrogene (und oft auch Gestagene) z. B. als Tabletten, Pflaster oder Gel verabreicht. Ziel ist es, Beschwerden in den Wechseljahren wie Hitzewallungen, Schlafprobleme oder Stimmungsschwankungen zu lindern – und gleichzeitig den Knochen zu stärken.
Frauen, die ihre Gebärmutter noch haben, erhalten zusätzlich Gestagene. Diese Hormone schützen die Gebärmutterschleimhaut davor, sich unkontrolliert zu verändern, was langfristig das Risiko für Gebärmutterkrebs senken kann. Die Kombination aus Östrogen und Gestagen kann entweder so gegeben werden, dass monatliche Blutungen auftreten – oder dauerhaft kombiniert, um blutungsfrei zu bleiben. Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, benötigen keine Gestagene und können eine reine Östrogentherapie erhalten.
Für die Behandlung oder Vorbeugung von Osteoporose steht dabei vor allem die knochenschützende Wirkung des Östrogens im Vordergrund.
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Sowohl Östrogene als auch SERM (selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren) wirken ähnlich am Knochen: Sie verlangsamen den Knochenabbau, indem sie die Aktivität der Zellen (sogenannte Osteoklasten) hemmen, die Knochen abbauen.
Dieser Effekt ist ein natürlicher Vorgang, denn Östrogene sind körpereigene Hormone – genau wie das Hormon Calcitonin, das ebenfalls eine schützende Wirkung auf den Knochen hat.
( SERM`s sind Medikamente, die gezielt an Östrogenrezeptoren im Körper andocken, aber nicht überall die gleiche Wirkung wie echtes Östrogen haben.)
Östrogene wirken als sogenannte antiresorptive Substanzen – das heißt, sie verlangsamen den Knochenabbau deutlich. Frauen, die regelmäßig Östrogene einnehmen, erleiden seltener Knochenbrüche als Frauen ohne Behandlung. Allerdings ist dieser Schutz vor Brüchen bei Östrogenen schwächer ausgeprägt als bei anderen Osteoporosemedikamenten wie Bisphosphonaten oder Raloxifen.
- Östriol, Östron
- Östradiol
- Konjugierte natürliche Östrogene
- Transdermal wirksame Östrogene
- Depotpräparate
- SERM’s
- Tibolon
Östriol und Östron sind relativ schwache Östrogene, die nicht ausreichen, um eine Osteoporose zu verhindern oder gar zu behandeln.
Östradiol ist das natürliche Östrogen der geschlechtsreifen Frau. Zur Hormonersatztherapie kommen auch synthetisch hergestellte Östradiolpräparate zur Anwendung wie Östradiolvalerat oder mikronisiertes Östradiol.
Konjugierte natürliche Östrogene. Weltweit wurden mit konjungierten Östrogenen die weitaus größten Erfahrungen gesammelt, auch das Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil ist für diese Substanzklasse am besten charakterisiert. Ein gewisser Nachteil besteht darin, daß die Präparate keine genau definierte Zusammensetzung besitzen und überdies Östrogene wie z. B. das Equilin enthalten, welche beim Menschen nicht vorkommen.
Transdermal wirksame Östrogene werden über die Haut aufgenommen, zum Beispiel als Pflaster oder Gel. So wird die Leber umgangen, und der Wirkstoff gelangt direkt in den Körper. Diese Anwendung ist gut verträglich und eine beliebte Alternative zur Tablette.
Allerdings enthalten viele Präparate nur Östrogene – wenn zusätzlich ein Gestagen nötig ist, muss dieses oft als Tablette ergänzt werden.
Kombinationspflaster mit beiden Hormonen lösen dieses Problem.
Depotpräparate enthalten meist eine Kombination aus Östrogen und einem Androgen (männliches Hormon). Sie wirken schnell und helfen besonders gut bei starken Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen oder Stimmungstiefs.
Allerdings gibt es auch Nachteile:
– Nebenwirkungen können nicht sofort gestoppt werden, da die Wirkung lang anhaltend und nicht steuerbar ist.
– Es können „männliche“ Nebenwirkungen auftreten, z. B. Hautveränderungen.
Für die Behandlung von Osteoporose sind diese Präparate nicht geeignet.
SERM’s werden nicht selten in Übersichtsartikeln über die Hormonersatztherapie aufgeführt. Das für die Osteoporosebehandlung wichtige Raloxifen ist aber weder ein Östrogen noch ein Hormon und gehört daher eigentlich nicht in diese Aufzählung.
Tibolon (Liviella®) ist ein Hormonersatzpräparat, das im Gegensatz zu den üblicherweise im Wechsel eingesetzten Hormonen sowohl eine Östrogen- als auch eine Gelbkörperhormonwirkung hat und zusätzlich in abgeschwächter Wirkung männliche Hormone enthält. Ebenso wie beim Mann auch weibliche Hormone (speziell Östrogene) einen Einfluss z.B. auf den Knochenstoffwechsel spielen, scheinen die männlichen Hormone auch eine Bedeutung für das Wohlbefinden der Frau zu haben. Ein Mangel zeigt sich z.B. durch Störungen in der Libido und in der Verminderung der psychischen Leistungsfähigkeit. Außerdem haben die männlichen Sexualhormone einen Einfluss auf den Fettabbau und auf den Knochenstoffwechsel. Klinische Studien haben gezeigt, dass Tibolon ebenso wie die Östrogene ebenfalls den postmenopausalen Knochenverlust verhindert.
Nebenwirkungen und Einnahmevorschriften
Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können nur mit Östrogenen behandelt werden.
Frauen mit Gebärmutter müssen zusätzlich ein Gestagen (Progesteron) einnehmen, um das Risiko für Gebärmutterkrebs zu vermeiden.
Unter einer Hormonersatztherapie können außerdem folgende Risiken leicht erhöht sein:
– Myome (gutartige Wucherungen in der Gebärmutter)
– Thrombosen oder Embolien (Blutgerinnsel, Gefäßverschlüsse)
– Bei familiärer Vorbelastung: erhöhtes Brustkrebsrisiko
Eine Hormonersatztherapie sollte deshalb immer individuell und sorgfältig abgewogen werden – vor allem bei bestehenden Vorerkrankungen oder familiärer Belastung.