Medikamente
· Abbaubremsende Medikamente (Antiresorptiva)
Bisphosphonate:
- Wirkmechanismus
- Effekte auf den Knochen
- Welche Bisphosphonate gibt es?
- Nebenwirkungen und Einnahmevorschriften
Wirkmechanismus
Bisphosphonate: Schutz für den Knochen
Bisphosphonate sind Medikamente, die den Abbau von Knochen verlangsamen. Sie wirken, indem sie sich wie eine Schutzschicht um die feinen Knochenbälkchen legen. So verhindern sie, dass knochenabbauende Zellen – sogenannte Osteoklasten – weiteren Schaden anrichten. Die Medikamente reichern sich gezielt an den Stellen an, wo diese Zellen aktiv sind (siehe rote Pfeile im Bild). Außerdem verkürzen sie die Lebensdauer der Osteoklasten, indem sie deren „Selbstzerstörung“ (Apoptose) auslösen.
Im Hintergrund des Bildes sieht man eine noch intakte Knochenoberfläche, an der Osteoklasten gerade arbeiten. Im Vordergrund sind bereits entstandene kleine „Löcher/Vertiefungen“ im Knochen zu erkennen – sogenannte Lakunen, die von den Osteoklasten verursacht wurden (blaue Zellen).
Moderne Bisphosphonate wie Alendronat oder Risedronat sind besonders wirksam. Sie sammeln sich genau dort, wo der Knochen abgebaut wird – das macht sie effektiver und erlaubt eine geringere Dosierung im Vergleich zu älteren Wirkstoffen wie Etidronat. (Bild: Gary Carlson, Novartis Oncology – www.gcarlson.com/cellular_osteoclast.htm)
Bisphosphonate verlangsamen den Knochenabbau sehr effektiv. Dadurch kann sich der Knochen teilweise erholen: In den ersten drei Jahren der Behandlung nimmt die Knochendichte oft um etwa 2–3 % pro Jahr zu. Diese Zunahme ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) weiter arbeiten – wenn auch etwas gebremst durch die Therapie.
Das Wichtigste an der Behandlung mit Bisphosphonaten ist aber:
Sie senken das Risiko für Knochenbrüche deutlich.
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Wirbelbrüche treten unter der Therapie etwa 50 % seltener auf – bei bereits vorhandenen Brüchen sogar um bis zu 90 % weniger als bei unbehandelten Patientinnen.
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Auch das Risiko für Oberschenkelhalsbrüche kann mit bestimmten modernen Bisphosphonaten fast halbiert werden.
Ein Nachteil: Bisphosphonate dringen in den Knochen ein wie Wasser in einen trockenen Schwamm, lagern sich langfristig im Knochen ein und bleiben dort teils bis zu 10 Jahre. Dies ist ein ungerichteter chemischer Prozess. Durch die Einlagerung hemmen die Bisphosphonate alle im Knochen aktiven Zellen (Knochenaufbauzellen und Knochenabbauzellen). Sie können somit lediglich die Knochendichte verbessern, nicht aber die Knochenmasse.
Die Folge ist eine ausgeprägte Störung des natürlichen Knochenumbaus. Sowohl Knochenneubildung als auch -abbau sind blockiert, was die Heilung bei Knochenbrüchen erheblich beeinträchtigen kann. Besonders problematisch wird dies, wenn ein bisphosphonatvorbehandelter Knochen bricht – die Heilung verläuft deutlich verzögert oder gestört. Auch das Einwachsen von Implantaten ist in solchen Fällen stark erschwert.
Zudem dürfen Bisphosphonate während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da ein potenzielles Risiko für das ungeborene Kind besteht.
Welche Bisphosphonate gibt es?
Derzeit werden vor allem folgende Bisphosphonate eingesetzt:
Alendronat (Fosamax®) | Tablette (Aminobisphosphonat) |
Risedronat (Actonel®) | Tablette (Aminobisphosphonat) |
Etidronat (Didronel®, Didronel-Kit®, Etidronat Jenapharm) | Tablette |
Pamidronat (Aredia®) | intravenös zu verabreichen |
Bondronat (Ibandronat®) | intravenös zu verabreichen |
Zolendronat (Zometa®, in der Entwicklung) | intravenös zu verabreichen |
Alle Bisphosphonate haben gemeinsam, dass sie den Knochenabbau bremsen, indem sie die Aktivität der Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) hemmen. Wie stark dieser Effekt ist, variiert je nach Präparat.
Wichtig für den Behandlungserfolg ist vor allem die Senkung des Knochenbruchrisikos – und dieser Effekt ist am besten für moderne Aminobisphosphonate wie Alendronat und Risedronat belegt. Daher wird bei einer Therapie meist eines dieser beiden Mittel bevorzugt.
Einige Bisphosphonate wie Pamidronat (Aredia®), Ibandronat (Bondronat®) und Zoledronat (Zometa®) gibt es nur als Infusion oder Spritze. Diese sind besonders geeignet für Patient*innen mit empfindlichem Magen, da sie den Magen-Darm-Trakt umgehen.
Ein weiterer Vorteil: Sie müssen seltener verabreicht werden:
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Pamidronat und Ibandronat: etwa alle 3 Monate
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Zoledronat: nur einmal pro Jahr
Diese Formen wirken also wie ein Depot, das lange vorhält.
Nebenwirkungen und Einnahmevorschriften
Die häufigste Nebenwirkung von Bisphosphonaten ist die Reizung der Schleimhäute – vor allem in Speiseröhre, Magen und Darm.
Typische Beschwerden: Übelkeit, Sodbrennen, Aufstoßen, Magenschmerzen.
Besonders empfindliche Personen sind häufiger betroffen.
Wichtige Einnahmehinweise zur Vorbeugung: Morgens nüchtern, im Stehen oder Sitzen, mit einem großen Glas Leitungswasser