Osteoporose-Folgen

Knochenbrüche

Die wichtigste Konsequenz der Osteoporose sind die häufigen Knochenbrüche nach meist harmlosen Anlässen oder – wie wir Ärzte sagen – nach einem nicht adäquaten Trauma.

Nicht adäquates Trauma bedeutet entweder gar keine erkennbare äußere Ursache oder z.B. nur harmloser Sturz, wobei mit harmlos üblicherweise der Sturz aus dem Stand auf den Boden gemeint ist. Da die Osteoporose eine systemische Erkrankung des gesamten Skeletts ist, betrifft diese erhöhte Knochenbrüchigkeit natürlich alle Knochen.

Die häufige Einschränkung der typischen osteoporotischen Knochenbrüche auf den Unterarm-, Wirbel- und Oberschenkelhalsbruch hat zum Teil historische Gründe bzw. gründet sich u.a. auf die Häufigkeit (Unterarm- und Wirbeleinbruch) oder die besonders schwerwiegenden Folgen beim Wirbel- und Oberschenkelhalsbruch.

Wirbeleinbruch

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Der Wirbeleinbruch ist quasi der osteoporotische Bruch schlechthin, da er meist ohne erkennbare Ursache auftritt (z.B. beim Heben eines Gegenstandes oder beim Bücken). Bis auf den Wirbel- und Rippenbruch ist für jeden sonstigen Knochenbruch ein Sturz oder Unfall eine notwendige Voraussetzung. Daher ist die Abgrenzung zwischen einem typisch osteoporotischen und einem „normalen“ Knochenbruch aufgrund eines angemessenen Unfallereignisses häufig nicht leicht und eindeutig zu treffen.

Selbst der Wirbelbruch muss nicht immer Folge einer Osteoporose sein, sondern kann natürlich ebenso durch einen Unfall oder heftigen Sturz, seltener auch z.B. durch einen gutartigen bzw. bösartigen Tumor (oder Metastasen) bedingt sein.

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Das rechte Bild zeigt in der Mitte eine eingebrochene Deckplatte (roter Pfeil) am mittleren Wirbelkörper (WK), und zwar typischerweise im Bereich der Vorderkante (schwarzer Pfeil), was neben der Höhenminderung des betroffenen Wirbelkörpers auch eine Verkrümmung der gesamten Wirbelsäule nach vorne (verstärkte Kyphose) bewirkt.

Die blauen Pfeile zeigen eine gleiche Höhe der Vorder- und Hinterkante beim gesunden WK links. Bei dem eingebrochenen WK rechts hat die Höhe der Vorderkante (grüner Pfeil) auf etwa die Hälfte der ursprünglichen Höhe abgenommen. (Bilder: Kyphon Inc. © 2000 Kyphon Inc.)

Achtung: Häufig verursachen die ersten Wirbeleinbrüche keine gravierenden Schmerzen – also keine Symptome – und werden daher zunächst auch nicht als solche erkannt! Das ist fatal, weil das Risiko für weitere Wirbeleinbrüche bereits nach dem ersten Wirbeleinbruch um das 4-5-fache und mit jedem weiteren exponentiell ansteigt (siehe Abbildung unten)!

Typische Wirbelkörperbrüche

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Je nach Form des jeweiligen Wirbeleinbruchs unterscheiden wir „Keilwirbel, „angedeutete Keilwirbel, „Plattwirbel“ oder „Kompressionswirbel“ bzw. „Fischwirbel“. Die beiden Abbildungen zeigen die verschiedenen osteoporotischen Formen der Wirbelkörperbrüche, links in einem typischen Röntgenbild und rechts schematisch (Bilder mit freundlicher Genehmigung von MSD Sharp & Dome GmbH). Keil-, Fisch- und Plattwirbel treten bevorzugt im Brustwirbelbereich (BWS), Fisch-und Plattwirbel vorwiegend im Lendenwirbelsäulenbereich (LWS) auf.

Größenverlust (Witwenbuckel)

Neben der Höhenminderung der eingebrochenen Wirbelkörper kommt es mit zunehmender Anzahl von Wirbeleinbrüchen sowohl zu einer verstärkten Verkrümmung (Kyphosierung) der gesamten Wirbelsäule („Witwenbuckel“) als auch zu einer deutlichen Abnahme der Körpergröße, die im Extremfall bis zu 20cm und manchmal noch mehr betragen kann.

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Die Bilder oben links und in der Mitte zeigen die gleiche Dame, links im Alter von 50 Jahren, rechts im Alter von 75 Jahren, jetzt aber schon mit sichtbarem „Witwenbuckel“ und deutlich geschrumpfter Körpergröße. Das rechte Bild zeigt im Vergleich eine gesunde (links) und eine entsprechende osteoporotische (rechts) Wirbelsäule mit schon zahlreichen Wirbeleinbrüchen (Pfeile). (Originalbilder mit freundlicher Genehmigung von MSD Sharp & Dome GmbH Bilder links und Mitte bzw. Kuratorium für Knochengesundheit Bild rechts).

Oberschenkelhalsbruch

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Dieser ist die mit Abstand schwerwiegendste Folge der Osteoporose und betrifft vor allem ältere Patientinnen und Patienten nach dem 70. Lebensjahr. In bis zu 30% aller Fälle führt der Oberschenkelhalsbruch innerhalb eines ½ Jahres zum Tod.

Mehr als die Hälfte der überlebenden Patientinnen/Patienten bleiben danach trotz Behandlung (meist Einsetzen einer Prothese) zu andauernder Pflegebedürftigkeit verurteilt!

Das Bild zeigt die typische Lokalisation eines sogenannten Oberchenkelhalsbruchs

Lungenfunktionsstörung

Die Abnahme der Körpergröße und die Verkrümmung der Wirbelsäule führt außerdem zu einer Verkleinerung des Brustraums. Damit hat aber die Lunge weniger Platz sich zu entfalten, was eine Störung der Atmungsfunktion bewirkt.

Bereits ein einziger Wirbelbruch kann das funktionelle Lungenvolumen um bis zu 10% reduzieren! Auf dem Bild der 75-jährigen Dame oben Mitte ist sehr deutlich die Vorwölbung des Bauches zu sehen, weil die Brustorgane (Lunge, Herz) nach unten in Richtung Bauchorgane abgedrängt werden.

Dadurch nimmt auch der Abstand zwischen unterem Rippenbogen und Beckenkamm deutlich ab. Folgen sind Kurzatmigkeit und häufigere Lungenerkrankungen (z.B. Lungenentzündung).

Minderung der Lebensqualität

Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit führen zu Schlafstörungen, Einschränkungen der Beweglichkeit und damit zu Isolation, Angst, Unselbständigkeit und Depression. Die Lebensqualität wird damit erheblich eingeschränkt. Ganz besonders ausgeprägt ist diese Minderung der Lebensqualität natürlich nach dem folgenschwersten osteoporotischen Knochenbruch, dem Oberschenkelhalsbruch.

Teufelskreis

Die chronischen Rückenschmerzen haben eine Einschränkung der Beweglichkeit sowie vermehrte Bettlägerigkeit (Immobilisierung) zur Folge. Immobilisierung wiederum verursacht einen noch schnelleren Knochenabbau und damit ein Fortschreiten der Osteoporose. Die Schmerzen nehmen zu und als Konsequenz auch die Immobilisierung. Daraus resultiert ein weiteres Fortschreiten der Osteoporose mit Zunahme der Schmerzen ……. und so weiter!

Krankheitsrisiko und Sterblichkeit

Neuere Studien haben eindeutig gezeigt, dass bei Vorliegen einer schweren Osteoporose sowohl die Anfälligkeit für andere Krankheiten (Morbidität) als auch das Sterblichkeitsrisiko (Mortalität) erhöht ist. D.h., dass die Osteoporose mit einer insgesamt verringerten Lebenserwartung verbunden ist, eine Tatsache, die bisher meist völlig unter den Tisch gekehrt wird. Immer noch werden Krankheiten mit (unmittelbarer oder mittelbarer) Todesfolge wie Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen etc. weit wichtiger genommen als die Osteoporose. Was bedeutet auch schon ein Knochenbruch im Vergleich zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall?

Dabei werden schon heute mehr Krankenbetten nur für die Behandlung des Oberschenkelhalsbruchs belegt als für die Behandlung von Herzinfarkt und Schlaganfall zusammen! Aber nicht nur der Oberschenkelhalsbruch, sondern auch jeder Wirbeleinbruch verkürzen (unmittelbar oder mittelbar) die verbleibende Lebenzeit. „Auch an der Osteoporose wird mittlerweile gestorben“ (Zitat frei nach Prof. Helmut Minne, Klinik Fürstenhof, Bad Pyrmont) – dies sollten sich unsere Gesundheitsfunktionäre in Politik und Krankenkassen endlich vergegenwärtigen!

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