Die Osteoporose verursacht meist lange Zeit keinerlei Symptome – deshalb bezeichnet man sie auch als den schleichenden Knochenschwund. Das ist einerseits gut (allerdings nur so lange tatsächlich keine Beschwerden vorhanden sind) und andererseits schlecht, weil man sich in trügerischer Sicherheit wähnt.
So wie ein kleines Loch im Benzintank keine Probleme hervorruft, bis der Tank völlig leer ist und das Auto stehen bleibt, bewirkt auch der osteoporotische Knochenabbau zunächst keine Schmerzen. Ein Unterarmbruch nach einem harmloseren Sturz oder auch ein Rippenbruch, z.B. nach einer kräftigeren Umarmung oder einem erkältungsbedingten Hustenanfall, sind häufig erste Alarmzeichen, die an eine Osteoporose denken lassen sollten.
Erst der erste Wirbeleinbruch – der oft wie aus heiterem Himmel auftritt – führt dann (wenn auch nicht immer) zum typischen Symptom der Osteoporose, dem Rückenschmerz. Alle sonstigen nachfolgend aufgeführten Symptome sind erst bei der fortgeschrittenen Osteoporose zu finden und daher eher als Folgen denn als Symptome zu bezeichnen. Sie werden daher unter dem Oberbegriff „Folgen“ noch detaillierter erläutert.
Der Rückenschmerz stellt praktisch das Leitsymptom der Osteoporose dar. Allerdings kann der Rückenschmerz auch zahlreiche andere Gründe wie Bandscheibenschäden, Verspannungen, Rheuma, Abnützungen der Wirbelsäule, Skoliose etc. haben. Oft sind auch mehrere Ursachen gleichzeitig dafür verantwortlich. Bei einem akut auftretenden, heftigen Rückenschmerz nach dem 50. Lebensjahr, insbesondere wenn zusätzlich gewichtige Risikofaktoren für eine Osteoporose vorliegen, besteht grundsätzlich der Verdacht auf einen akuten Wirbeleinbruch; dies sollte daher immer als Anlass für eine weitere diagnostische Abklärung dienen.
Während der akute Rückenschmerz nach einem Wirbeleinbruch in der Regel nach einigen Wochen wieder abklingt oder ganz verschwindet, tritt bei der fortgeschrittenen Osteoporose mit bereits mehreren stattgefundenen Wirbeleinbrüchen der chronische Rückenschmerz in den Vordergrund. Dieser chronische Schmerz ist hauptsächlich bedingt durch die statischen Veränderungen des gesamten Wirbelsäulenapparates wie Verkrümmung (Witwenbuckel) und Größenverlust, die zu Verkürzungen, Verhärtungen und Verspannungen der Muskeln und Sehnen führen.
Somit ist der osteoporotische Rückenschmerz meist kein Knochenschmerz, sondern in erster Linie ein Muskelschmerz. Bei einem schnell voranschreitenden Knochenabbau (Fast-Loser-Situation bzw. high-turnover-Situation) kann es bei rasch aufeinander folgenden Brüchen von Knochenbälkchen im Wirbelkörper allerdings zu (sog. subkortikalen) Einblutungen kommen, welche dann vor allem durch Dehnung der sehr schmerzempfindlichen Knochenhaut (Periost) einen tatsächlichen „Knochenschmerz“ verursachen.
Ein osteoporotischer Wirbeleinbruch ist immer mit einer mehr oder weniger ausgeprägten nachfolgenden Höhenminderung des betroffenen Wirbels verbunden. Sie können sich das mit einem einfachen Experiment veranschaulichen. Nehmen Sie einen leeren Schuhkarton und treten Sie darauf. Der Deckel wird dabei eingedrückt und die Seitenwände wie eine Ziehharmonika eingefaltet. Der Schuhkarton wird danach deutlich kleiner sein als vorher. Das gleiche passiert beim Wirbeleinbruch (Deckplatteneinbruch). Die Körpergröße wird logischerweise um den selben Betrag abnehmen wie der Wirbelkörper an Höhe verliert.
Bei Vorliegen mehrerer Wirbeleinbrüche resultiert daraus oft ein erheblicher Größenverlust. Auch Bandscheibenschäden können aufgrund der Höhenminderung der defekten Bandscheibe zu einem Größenverlust führen. Beträgt der Größenverlust aber mehr als 4cm bezogen auf die ursprüngliche Körpergröße um das 18. Lebensjahr (diese ist üblicherweise im Personalausweis angegeben), sollte auch an eine Osteoporose als Ursache gedacht werden.
Neben dem Größenverlust kommt es bei der fortgeschrittenen Osteoporose mit schon mehreren Wirbeleinbrüchen auch zu einer verstärkten Verkrümmung der ganzen Wirbelsäule nach vorne (Kyphosierung). Die Folge ist der typische Witwenbuckel wie er uns bereits von der Hexe aus Grimms Märchen bekannt ist. Dieser ist jedoch keine unvermeidliche Alterserscheinung, wie manche noch immer glauben, sondern eine logische Konsequenz der (unbehandelten) Osteoporose.
Der Größenverlust bei der fortgeschrittenen Osteoporose zeigt häufig das sog. Tannenbaumphänomen. Weil natürlich die Haut nicht „mitschrumpft“, kommt es zu Hautfalten, die von der Mitte des Rückens ausgehend nach beiden Seiten hin abwärts verlaufen und in etwa die Form eines Tannenbaums nachbilden.