Warum Östrogene für starke Knochen entscheidend sind
Bei Frauen werden Östrogene in den Eierstöcken produziert. Sie spielen eine zentrale Rolle beim Aufbau und Erhalt der Knochengesundheit. Ab der Pubertät fördern sie maßgeblich die Entwicklung der sogenannten Gipfelknochenmasse – also der maximal erreichbaren Knochendichte, die in jungen Jahren aufgebaut wird. In den Folgejahren sind sie wesentlich für die Erhaltung der Knochenmasse bis zur Menopause (letzte natürliche Regelblutung) verantwortlich.
Ein verspäteter Beginn der Eierstockfunktion – erkennbar an einer späten ersten Regelblutung (Menarche), etwa nach dem 16. Lebensjahr – kann zu einer unvollständigen Knochenreifung führen. Das wiederum ist mit einem erhöhten Risiko für spätere Osteoporose verbunden. Nach der Menopause sinkt der Östrogenspiegel deutlich, da die Eierstockfunktion erlischt. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Frauen in dieser Lebensphase besonders häufig von Osteoporose betroffen sind.
Zusätzlich erhöhen auch bestimmte Umstände das Risiko deutlich:
- frühzeitige Menopause (vor dem 45. Lebensjahr)
- operative Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) in jungen Jahren
Beide führen zu einem abrupten Abfall der Östrogene, was den Knochenstoffwechsel negativ beeinflusst und zu einem deutlich erhöhten Osteoporoserisiko führen kann.
Östrogene und Brustkrebs – Nutzen und Risiken der Hormonbehandlung im Überblick
Ein direkter Beweis dafür, dass Östrogene Brustkrebs verursachen, existiert bislang nicht. Studien wie die Women’s Health Initiative (WHI) zeigen jedoch, dass eine langfristige kombinierte Hormonersatztherapie mit Östrogenen und Gestagenen – insbesondere über mehr als fünf Jahre – mit einem leicht erhöhten Brustkrebsrisiko einhergeht. In der WHI-Studie wurden bei 10.000 Frauen jährlich 38 Brustkrebsfälle unter Hormontherapie festgestellt, verglichen mit 30 Fällen bei Frauen ohne Hormonbehandlung. Das entspricht einer relativen Erhöhung um 38 %, in absoluten Zahlen jedoch nur acht zusätzlichen Fällen pro 10.000 Frauen und Jahr.
Interessant ist, dass unter Hormontherapie entdeckter Brustkrebs oft früher diagnostiziert und weniger fortgeschritten war, was bessere Heilungschancen bedeutet. Neben dem leicht erhöhten Risiko für Brustkrebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde auch ein klarer Nutzen festgestellt: Die Hormonersatztherapie kann den Verlust an Knochensubstanz verlangsamen, das Risiko für osteoporotische Frakturen senken und typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen wirksam lindern.
Die Entscheidung für eine Hormonersatztherapie sollte individuell getroffen werden, unter sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken. Persönliche Faktoren wie familiäre Vorbelastung, Alter und vorhandene Beschwerden spielen dabei eine wichtige Rolle. Eine pauschale Empfehlung für alle Frauen gilt heute als überholt. Die Behandlungsdauer sollte im Regelfall fünf Jahre nicht überschreiten – längere Anwendungen nur bei klarer medizinischer Indikation.